© Böberger Edelbrandmanufaktur - Matthias Frhr. von Branca, Stadlbergstr. 19, 33714 Miesbach
feine hausgebrannte Edelbrände
Wie entsteht ein Edelbrand?
Am Anfang steht das Obst
Eine mühsame Arbeit bei der Herstellung eines feinen Tropfens ist das Sammeln, sortieren und säubern der Früchte. Äpfel und Birnen werden vom
Baum auf Planen geschüttelt, oder direkt vom Baum geplückt. Um ein 100 l Zwetschgenfass voll zu bekommen, ist man gut einen halben Tag
beschäftigt. Bei Apfel und Birne geht es etwas schneller.
Faule & schimmlige Früchte werden aussortiert, die Blätter und Stengel entfernt und das gereinigte Obst sorgfältig mit klaren Wasser gewaschen.
Die Plaumen können direkt in das Fass gegeben werden. Die Äpfel und Birnen werden mit einem Starkstromhäcksler zerkleinert und eingemaischt.
Zur Maische wird neben Reinzuchthefe bei den Zwetschen Enzyme hingzugefügt, damit die harte Schale aufgebrochen wird. Ist ein Fass voll, wird es
luftdicht verschlossen und mit einem Gärspund versehen. Nach abgeschlossener Gärung wird das Fass mit Stretchfolie versiegelt, beschriftet und bis
zum Brand eingelagert.
Die Bilder können durch anklicken vergrößert werden.
Auflagen und Zoll
Bevor mit dem Brennen begonnen werden kann, muss beim Hauptzollamt Stuttgart der Brand mit Tag und Uhrzeit, sowie der Anzahl Fässer
beantragt und genehmigt werden. Daraus errechnet der Zoll aus der angegebenen Maische (z.B. 100 Liter Zwetschge) die Brandweinsteuer, die zu
bezahlen ist. In diesem Fall sind das ca. 47€ für ca. 4,6 l. verwertbaren Alkohol bei ca. 85 Vol %.
Zusätzlich ist die Steueraufsichtsbehörde zu kontaktieren, damit dieser über das Brennvorhaben informiert ist und ggf. weitere Maßnahmen, wie z.B.
einen Reinigungsdurchlauf der Brennanlage genehmigt. Der Zollbetriebsinspektor(in) kommt auch vor Ort und kontrolliert die Brennanlage und die
eingelagerte Maische. Das Ergebnis wird in das Befundbuch der Brennerei eingetragen.
Solange die Brennanlage nicht genutzt wird, wird diese vom Inspektor mit einem Siegel verplombt. Dieses kann bei vorliegender Genehmigung bei
Beginn des Brennvorgangs entfernt werden.
Brennvorgang
Das Wasserbad der Brennanlage muss vor dem Einheizen gefüllt sein. Dann wird mit Holz eingeheizt und die Brennblase mit der vergorenen
Maische von einem Fass mit max. 100 l. befüllt und verschlossen.
Nach gut 2 - 2,5 Stunden ist die Maische so heiss, dass die Alkoholdämpfe über den Helm in den Verstärker aufsteigen und durch den Kühler als
hochprozentiger Alkohol austreten. Nun beginnt der Brennvorgang den man über den Temperaturfühler zwischen Verstärker und Kühler verfolgen
muss.
Wir unterscheiden vier Scheiben:
1. Vorlauf: Wenn die Temperatur am Kühler auf ca. 30 ansteigt, startet tröpfchenweise der Vorlauf. Dieser geht bis ca. 70-80 Grad. Der Vorlauf
enthält giftige Stoffe ist milchig und riecht nach Klebstoff. Der Vorlauf wird in eine Gläser aufgefangen, da über eine Geruch und Geschmacksprobe
dann zwischen Vorlauf und Mittellauf abgetrennt werden kann. Die Menge des Vorlaufs beträgt ca, 0,1 - 0,5 l, je nach Qualität der Maische. Wichtig:
Der Vorlauf muss tröfchenweise erfolgen. Dazu ist Fingerspitzengefühl in der Temperaturregelung der Anlage erforderlich.
2. Mittellauf: Der Mittellauf ist das Herzstück des Brandes. Er startet ab 75 Grad am Kühler und endet nach ca. 60 Minuten bei 80 / 81 Grad. Auch
hier ist wichtig, dass dieser langsam rinnt. Beim Mittellauf wird die Messspindel in den Abscheider eingeführt und der Alkohol in einem
Edelstahlgefäss aufgefangen. Je nach Sorte startet der Mittellauf mit 87 - 85 Vol. %. und endet bei ca. 80 Vol. % und einer Temperatur am Fühler bei
ca. 80 Grad. Bei ca. 100 l Zwetschge werden 4,5 Liter gewonnen.
3. Cuve: Ab 81 Grad, bzw. 79 - 80 Vol. % wird per Geschmacksprobe der Mittellauf abgetrennt und es folgt der Cuvé. Dieser ist vom Geschmack nicht
mehr so fein, wie das Aroma des Mittellaufes. Er schmeckt etwas holzig, bzw. wird rass. An dieser Stelle unterscheiden sich der Böberger von manch
anderen Brennereien, die diese Unterscheidung nicht machen und weiter den Mittellauf betreiben, was den Mittelauf qualitativ schädigt, dafür aber
quantitativ mehr hergibt. Wir haben hier das Motto Qualität vor Quantität. Der Cuvé wird später zu Likör weiter verarbeitet und kann dort noch gut
genutzt werden. Ab einer Temperatur am Fühler von 90 Grad und ca. 30 Vol % wird auch der Cuvée abgetrennt und es beginnt der Nachlauf.
4. Nachlauf: Ab 90 Grad und ca. 30 Vol. % startet der Nachlauf. Hier wird der restliche Alkohol gewonnen. Bei einer Temperatur von ca. 98 Grad,
kommt nur noch destilliertes Wasser und die Messspindel zeigt keinen Alkohol mehr an. Der Brennvorgang wird abgebrochen.
Der Nachlauf wird gesammelt und kann zu einem späteren Zeitpunkt erneut gebrannt werden. Der daraus gewonnene Schnaps kann als Ansatz für
Liköre verwendet werden.
Fortsetzung hier klicken
Der Druck im Wasserbad darf 0,5 Bar nicht
uebersteigen. Zu starker Druck loest das Sicher-
ungsventil aus, auch wuerde der Alkohol zu
schnell rinnen, was die Qualitaet negativ
beeinflusst.
Nun wird stark eingeheizt. Damit das Wasserbad
die Brennblase mit der Maische zum kochen bringt.
Ist die Brennblase mit Maische gefuellt,
wird diese fest verschlossen
Mit einer Schoepfkelle wird die Maische in die
Brennblase eingefüllt. Ein Fass mit ca 100 l
passt in die Brennblase.
Die Brennanlage wird noch konventionell
mit Holz beheizt. Das gestaltet die
Steuerung der Hitze schwieriger.
Der Zollbeamte schreibt das Ergebnis
seiner Besichtigung in das Befundbuch.
Befundbuch stammte aus den 70 er Jahre
und ist noch auf meinen Vater ausgestellt.
Die Faesser sind alle be-
schriftet. Zwei Faesser haben noch
einen Gaerspund.
Nicht ganz voll und mit Hefe versetz,
wird das Fass mit Deckel und Strechfolie
Luftdicht verschlossen.
geschreddertes Obst, wird mit
Reinzuchthefe versetzt
Starkstromschredder für
Aepfel und Birnen
Gewaschene Pflaufen, die kommen so
ins Fasss
Saubere Zwetschgen, fertig fuer das
Fass
Gesaeuberte Birnen, bereit fuer den Schredder
Im Verstaerker steigt der Alkohol in den
Ebenen auf und pendelt wie in
einer Gewitterwolke hin und her
(Gegenstromverfahren). Somit wird er
von unerwuenschten Stoffen (Fusel)
und Methylalkohol gereinigt.
Am Temperaturfuehler erkennt der Brenner,
dass der Vorlauf ab 30 Grad beginnt und
bei 75 Grad endet.
Der Vorlauf erfolgt troepfchenweise in
ein bereitgestelltes Glas. Am Anfang ist
er milchig und riecht nach Klebstoff.
Ueber eine Geschmack- und Geruchsprobe wird der Vorlauf vom Mittellauf
abgetrennt. Das erfolgt, indem der Vorlauf in eine Glaeserstrasse laeuft
und diese dann in Ruhe verkostet wird.
Bei ca. 85 Vol. % beginnt der Mittelauf
und ….
… endet nach 60 Minuten
bei 79%. Bei Apfel und Birnen
werden bei einem 90 L Brand ca.
4 - 4,5 l Alkohol gewonnen
Der Nachlauf startet ab 90 Grad
Am Ende wird der Druck aus dem
Wasserbad abgelassen….
so dass die Brennblase mit der heißen
Maische geoeffnet werden kann.
Die abgekochte Maische nennt man Schlempe.
Diese wird aus der Brennblase abgelassen und das
Brenngeschirr mit frischen kalten Wasser wieder
gereinigt. Auch der Verstaerker wird gespült.
Ist alles sauber, kann die Anlage mit einem neuem
Fass gefuellt werden und der Brennvorgang beginnt von
neuem. Ein Durchgang dauert somit 3-4 Stunden.